Der Potzberg am Abend

(G.P.W. Stolz, 1825)


Kühl umdämmert durch die Schattengänge
Grüner Buchen wandelt kühn das Wild,
Und der matte Tag belauscht es mild;
Fröhlich schallen volle Chorgesänge.


Bäche rauschen abwärts, Knappen steigen
Mit dem Grubenlicht in dunklen Schacht:
Felsen springen von der Fäuste Macht,
Pluto selbst muß ihrem Hammer weichen.


Mächtig wird der Nächte Reich erweitert;
Flammen sprühen aus des Ofens Mund,
Berge schmelzen in des Feuers Schlund:
So wird kühn das kar’ge Erzt geläutert.


Zum Gebete ruft das Berggeläute,
Und der Steiger mißt des Erztes Lauf;
Jeder Knappe grüßet sich: „Glück auf!“
Uebergibt die Schicht und seine Beute.


Stille wandelt nun in schauervollen
Schattenbildern, wie Gespenster graus,
Eulen schreien in die Nacht hinaus,
Geister schweben durch verfall’ne Stollen.


Das durch Zufall wiederentdeckte Lied „Der Potzberg am Abend“ entstand im Jahr 1825 in der bayerischen Zeit des Bergbaues auf Zinnobererz am Potzberg. Die Melodie ist unbekannt. Verfasser ist Georg Peter Wilhelm Stolz, geboren den 6. Mai 1806 in Obermohr und um 1825 Lehrer an der katholischen Schule in Föckelberg. Der spätere Dr. phil. und Subrektor der Homburger Lateinschule verfasste neben Gedichten und Liedern auch zahlreiche Aufsätze zu pädagogischen, politischen und sozialen Themen seiner Zeit. Er starb am 8. Juli 1890 in Homburg.
Quellen:
Gedichte von G. P. W. Stolz, Erstes Bändchen, Landau 1830, S. 23.
Fickert, Jan (2018): „Der Potzberg am Abend“ [Mitteilung zu Lied von G.P.W. Stolz von 1825]. In: Westrichkalender Kusel 2019. S. 256.

 

 

Mei‘ Schatz vum Potzberg
 

(Mundartdichter Paul Münch, 1879-1951, aus: Mei‘ Herzerweiterung, 1940)

Am Potzberg uf der halwe Heh,
In Obstbääm ganz versteckelt
Do leit wie uf em Kanapee
E Dorf lang hingeräckelt.

E Kerschebaam steht an der Stroß
Mit Kersche dran nächst quetschegroß,
Wie lieblich dun die glänze,
Das juckt em grad zum Strenze.

Am Potzberg uf der halwe Heh
Do wachse nit bloß Kersche,
Do gebts a Mädcher schlank wie Reh,
E Fred sich anzupersche.

Un fauschtdick han die’s hinnerm Ohr,
Han Aage hell un glitzeklor
Un Mailcher wie die Kersche,
Mer kann sich kaam beherrsche.

Am Potzberg uf der halwe Heh,
Wann nachts die Sterne funkle,
Wer hockt dort mit seim Schatz im Klee
Beim Kerschebaam im Dunkle?

Wer strenzt sich Kersche dort un Kiss‘?
Soll ichs verrote, wer das is
Uf sellem stille Plätzche?
Ei, ich bins un mei Schätzche.

Die Potzbergkersche die sin gut,
Sin rot un sieß un saftig,
Doch so e Potzbergmädcherschnut
Schmackt sießer noch wahrhaftig.

So selig is kee Himmelstraam
Als wie bei Nacht am Kerschebaam
So Potzbergmäd zu kisse,
Das mecht ich nie vermisse.






Potzbergheimat
 

(Emil Frank, 1966)

Willst du deine Heimat sehen
Geh’ auf des Potzbergs höchsten Punkt,
Dein Verlangen und dein Sehnen
Siehst du hier in weitem Rund.

Was dein Aug’ erblicken kann
Berg und Tal, sie grüßen dich,
Soweit du siehst ist’s Heimatland
Du Potzberg mein, ich grüße dich!

Von kühlem Walde rings umgeben
Spendest uns Erholung du,
Wandernd wir dich still erleben
In deiner Stille liegt die Ruh’.

Gingst einst du in die Welt hinaus
Denkst an den Potzberg oft zurück,
Denn nirgends bist du so zu Haus,
Wie dort, wo deiner Jugend Glück.

Mal hat er dem Mensch gegeben
Quecksilber und noch Holz dazu,
In tiefen Stollen war viel Leben,
Doch heut – sind seine Wunden zu.

Wie Spielzeug die Dörfchen da liegen
Des Glantals, der Lauter und Blies
Nachbar Remigius lässt grüßen,
Auch ihn haben alle sehr lieb.

Er ist der König uns’res Westrichs
Das Wanderziel von Alt und Jung,
Jedes Frühjahr glänzt er festlich
In neuem Kleid aus Eich’ und Buch’.

Kommst du von Lautern oder Kusel
Von Hunsrück, Nahe oder Rhein,
An des Potzbergs breitem Fuße
Soll unser aller Heimat sein.

Willst du deine Heimat sehen
Geh’ auf des Potzbergs höchsten Punkt,
Dein Verlangen und dein Sehnen
Siehst du hier in weitem Rund.

 



 



Potzberglied 1
 

(nach der Melodie des Rennsteig-Liedes)


1) Ich wandre ja so gerne durch's schöne Pfälzerland,
die Wanderschuh geschnüret, den Stock in meiner Hand.
Ich sah schon viele Länder auf dieser weiten Welt,
der Berg in meiner Heimat am besten mir gefällt.

Refrain: Durch den Potzberg, da sind wir schon oft gegangen und wir sangen Lieder, aus der Näh', in der Ferne die Glocken klangen, Westpfälzer Land, du bist schön!

2) Als König hoch im Westrich ragt er weit über's Land,
umringt von Wiesen, Wäldern, hier ist mein Heimatland.
Schau ich vom Potzbergturme ins Pfälzer Land hinein,
ein Jauchzen geht mir durch die Brust, o schöner Westrich mein.

Refrain

3) Am Hang des schönen Potzbergs, wo ich zu Hause bin,
dort wo die Eichen rauschen, all meine Freunde sind.
Ein lustig Völkchen, das sind wir und singen im Verein,
ein jeder weiß, wie schön es ist, daheim bei uns zu sein.

Refrain


(Text aus den 1990er Jahren von Ernst Groß, ehemaliger Ortsbürgermeister von Neunkirchen a.P., gewidmet dem Sangesbruder Richard Sommer im Männerchor Neunkirchen a.P.)

 

 

 



 

 

Potzberglied 2
 

(nach der Melodie des amerikanischen Volksliedes Swanee River)

 

1) Was willschde in die Welt enaus, do is doch schä!
Am Potzbersch kennschde dich doch aus, unn du bisch nie alää.

Refrain: Hersche ned die Glogge leide vum Potzbersch bis ins Daal.
Sieschde net die Kieh unn Perd dort weide, unn annre Viescher ohne Zahl.

2) Im Wildpark owwe uff de Heeh, do gebt's veel se siehn!
Gäße, Elsche, Rinner unn noch meh, unn zwische drinn amol e Bien.

Refrain

3) Bei uns do gebt's noch Keschdebääm unn e diggi Ääsch,
im Wald fielschde dich dehäm, kennschde doch jede Bääm.

Refrain

 

(Text von Rudolf Bleiching, Neunkirchen a.P., 2012)

 

 

 

 

Der Ziegenhirt vom Potzberg
  
von Georg Peter Wilhelm Stolz (1806-1890)
  

Der Hirt, der arme Willibald,
Verlor durch tück’sche Geister
Die Zierde seiner Heerde einst,
Die Geis vom Bürgermeister.
  
„Wie wird es mir ergehen itzt? –
Es seufzt er voller Sorgen –
Noch heut werd‘ ich davongejagt,
Und was beginn‘ ich morgen?“
  
Er dachte hin und dachte her,
Zerriß den Kopf mit Sinnen;
Er mußte ja des andern Tags
Mit Weib und Kind von hinnen!
  
Denn sühnen konnt‘ er wol die Geis
Dem Dorfmonarchen nimmer;
Und so verhallte sonder Zweck
Sein klagendes Gewimmer.
  
Er trieb darum die Heerde bald
Nach Haus mit seinen Sorgen,
Und schritt zurück in Kluft und Wald
Zu suchen bis am Morgen. –
  
Zu Hause ward der Jammer laut
Von Weib und Kind des Armen,
Indeß des Bürgermeisters Frau
Ihn richtet ohn‘ Erbarmen.
  
„Erlegt er nicht des Thieres Werth –
Schreit sie in ihrem Grimme –
So ist des Dienstes er entsetzt,
Kriegt nie mehr eine Stimme.“
  
Die Basen sammt der Nachbarschaft
Verschwören sich zur Rache,
Sie machen der Gevatterin
Verlust zur eig’nen Sache.
  
Und er, der arme Willibald,
Irrt um im Wald am Berge,
Und ruft in seines Kummers Last
Zum Könige der Zwerge.
  
So lenkt in eine Schlucht er ein
Von wunderlichem Schimmer.
Auf thut ein eifern Pförtchen sich
Zu einem lichten Zimmer.
  
Die Wänd‘ erglänzten demantgleich,
Ein goldner Sabbathlüster
Hing von der Wölbung seicht herab;
Am Boden nur War’s düster.
  
Und in der Mitte stand ein Tisch
Von dunklem Marmorsteine,
Daran der Geisterkönig saß
Im Stuhl von Elfenbeine.
  
Es hebt der Zwerg sein bärt’ges Haupt
Empor, und spricht zum Gaste:
Aus meinen Schätzen wähle dir,
Doch unbeirrt vom Glaste.
  
Da öffnen Thüren sich umher,
Aus jeder treten Zwerge
Mit Schüsselchen Quecksilber schwer,
Gewonnen aus den Bergen.
  
Und auf den Tisch hin setzen sie
Die Schätze vor dem Meister,
Der letzte einen Schlüsselbund.
Dann treten ab die Geister.
  
Der Hirte schaut die Schätze an
Und wählt die größte Schüssel,
Drauf dankt er, tritt zur Thür hinaus,
Gedenkt dann erst der Schlüssel,
  
Gedenkt zugleich des Mahnungsworts.
Doch ach! Schon war verschwunden
Das Pförtchen sammt der Schlucht sogar,
Hat sie nicht mehr gefunden. –
  
Wol kann die Bürgermeistersgeis
Er sühnen ohne Zanken;
Doch ward das Sprichwort auch ihm klar
Von hinkenden Gedanken.
  

Quellen:
Gedichte von G. P. W. Stolz, Dritte vermehrte Auflage, Viertes Heft, Pirmasens 1861, S. 294-297
Fickert, Jan (2020): „Der Ziegenhirt vom Potzberg“ [Mitteilung eines Gedichts von G.P.W. Stolz]. In: Westrichkalender Kusel 2021. S.265.



 

Gedichte und Lieder zusammengestellt von Jan Fickert, Neunkirchen a.P.

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