Historische Kirchen am Potzberg
1) Peterskirche von Theisbergstegen
Prot. Pfarrkirche (Kirchstraße 29)
Das ursprünglich den Aposteln Petrus und Paulus geweihte Gotteshaus gehört zu den ältesten Kirchen am Glan, 1393 war sie Mutterkirche von elf Gemeinden rechts des Glans. 1538 erfolgte die Einführung der Reformation. Heute gehören zur Gemeinde die Orte Theisbergstegen, Godelhausen, Etschberg, Haschbach und Rutsweiler am Glan. Die Kirche erhebt sich auf einem mit starken Substruktionsmauern gesicherten, künstlichen Plateau, das bis 1876 als Friedhof diente. Der rechteckige, verputzte Saalbau trägt ein Halbwalmdach. An der Nordostecke steht ein unverputzter Turm. Den ältesten Teil des Kirchengebäudes stellt das auf der Nordseite des Altarraums gelegene Untergeschoß eines romanischen Chorflankenturms dar, von dem beim Abbruch 1945 nur das Erdgeschoß erhalten blieb. Der heutige Turm wurde 1954 nach Plänen des Staatlichen Hochbauamts Kaiserslautern (Oberregierungsbaurat Gollwitzer) ausgeführt. Wohl im 14. Jh. ist die mächtige Südwand des Turmes ausgenischt und mit der heute noch vorhandenen spitzbogigen Arkade versehen worden (das Ausbrechen der ganzen Wand geschah erst 1927); gleichzeitig dürfte, ähnlich der Veränderung des Chorraums in Altenkirchen, auch das heute auf der Nordwand des Langhauses befindliche Maßwerkfenster für den neuen Chor angefertigt worden sein. 1833/34 kam es unter Leitung von Bauschaffner Schmeisser zu einer durchgreifenden Renovierung, die bis heute das Erscheinungsbild der Kirche bestimmt. Die alten Fenster wurden herausgenommen und durch Rundbogenfenster ersetzt sowie der alte Chorraum abgebrochen und durch den heutigen Rechteckchor ersetzt. Die beiden spätgotischen Eingangsportale im Süden und Westen und die genaste, spitzbogige Wandnische in der südlichen Außenwand zeigen, daß es sich bei der Saalkirche nicht um einen Neubau des 18. Jh. handelt. Von der spätgotischen Ausstattung sind ein schönes, kelchförmiges Taufbecken und eine Sakramentsnische erhalten geblieben sowie eine 1430 datierte Glocke. Aus dem 18. Jh. stammt der klassizistische Orgelprospekt auf der Westempore, in dem sich seit 1966 ein Werk der Gebr. Oberlinger befindet.
2) Barockkirche Gimsbach
Prot. Kirche (Neunkircher Straße 9)
(Foto: Kurt Drumm)
Gimsbach zählte vor der Reformation zum Pfarrsprengel der Propsteikirche auf dem Remigiusberg, seit 1538 zur ev. Pfarrei Theisberg. Bis 1818 waren die Lutheraner des Ortes zu Theisberg gepfarrt, die Reformierten zu Neunkirchen am Potzberg, das nach der Union Pfarrort für alle Protestanten in Gimsbach wurde. 1747 bauten sich die Reformierten, die seit 1746 zu der neu gegründeten reformierte Pfarrei in Neunkirchen gehörten, nach einer überregionalen Sammlung eine eigene Kirche im Ort. Die mit dem Chor nach Norden ausgerichtete Saalkirche steht auf einer Anhöhe über dem Dorf umgeben von ihrem ehem. Friedhof, dessen Umfassungsmauern noch erhalten sind. Der über einem niedrigen Sandsteinsockel verputzte Bau besteht aus einem zwei Fensterachsen tiefen Versammlungsraum, der in einen fünfseitig geschlossenen Altarbereich übergeht. Das hohe verschieferte Dach ist über dem Chor abgewalmt, im Süden stößt es gegen eine breite Giebelwand, die von einem Dachreiter mit geschweifter Haube und Spitzhelm bekrönt wird. Alle Gebäudeecken sind durch Pilaster hervorgehoben, die über einer Kapitellzone Triglyphen zeigen. Die rundbogig geschlossenen Fenster haben einfache Schluß- und Kämpfersteine. Das Hauptportal an der Giebelfront ist dagegen aufwendiger gestaltet. Zwei Pilaster mit seitlichen Voluten tragen einen architravierten Korbbogen, in dessen Schlußstein Wolken und das Auge Gottes dargestellt sind. Darüber befindet sich eine durch Gesimse gerahmt Tafel mit dem Text: REFORMIERTE KIRCHE AUS KOLLEKTEN ERBAUT IM JAHR 1747.
Im Innern hat sich Ausstattung der Erbauungszeit erhalten und macht die Kirche zu einem der bedeutendsten barocken Denkmäler im Kreis Kusel. Der mit einer flachen Holzdecke geschlossene Saal durch zwei Reihen hoher, mehrfach geschwellter Rundstützen in drei gleich breite Schiffe unterteilt. In der Mitte des Chores steht der Altar (neu), der von einer achteckigen Schrankenanlage mit flachen, durchbrochenen Balustern aus geschnitztem Laubwerk umgeben ist. Dahinter, vor der fensterlosen Scheitelwand befindet sich ein dreiteiliger Pfarrstuhl, den Kartuschen mit Trauben und einem Relief mit der Darstellung von Jakob und der Himmelsleiter zieren. Darüber erhebt sich die polygonale Kanzel, deren Seiten mit Laubwerk und Rosetten verziert sind. Über dem Schalldeckel eine aus Voluten gebildete Krone. Das Gestühl im Schiff und an den Chorwänden ist an den Brüstungen und Wangen mit geschnitzten Früchten und Blumen dekoriert.
3) Unionskirche von Neunkirchen am Potzberg
Prot. Pfarrkirche (Kirchbergstraße 9)
Seit 1498 ist in Neunkirchen eine Kapelle urkundlich überliefert, die zur Pfarrei Deinsberg (Theisbergstegen) gehörte und der Gottesmutter Maria geweiht war. Nach Einführung der Reformation löste man Neunkirchen 1567 aus dem alten Pfarrverband und richtete eine selbständige ev. Pfarrstelle ein. Wohl in Folge der Zerstörung von Ort und Kirche während des Dreißigjährigen Krieges gab es hier ab 1630 keinen Pfarrer mehr. Erst 1698 erfolgte der Bau einer neuen Kirche durch Pfalzgraf Leopold Ludwig von Veldenz. Nach der Union 1818 erneuerte und vergrößerte man das Gotteshaus. Auf der Spitze des Geländesporns liegt die Unionskirche umgeben von dem 1854 aufgelassenen, ehem. Friedhof, der von einer kreisförmigen Substruktionsmauer umfangen wird. Die Mauer sichert das gegenüber den umliegenden Straßen deutlich höhere Bodenniveau, das durch die Bestattung der Toten in mehreren Lagen übereinander im Laufe der Jahrhunderten entstanden war. Zum Friedhof führt eine überdachte Toranlage. Ihr inzwischen erneuertes Sandsteinportal trägt im Schlußstein eine Rosette und einen Totenkopf sowie die Jahreszahl 1729. Die nach Plänen von Paul Denis, damals Ingenieur der Bauinspektion Kaiserslautern, errichtete Kirche zeigt eine enge Verwandtschaft mit den in der Region vorherrschenden barocken Saalkirchen. Der einfache Putzbau mit Rundbogenfenstern trägt ein im Westen abgewalmtes Satteldach. Über der Fassade verschieferter, quadratischer Dachreiter mit pyramidenförmigem Dach. Im Osten des mit einer Voutendecke gerade geschlossenen Raumes steht die aus der alten luth. Kirche übernommene, barocke Orgelempore über vier gedrechselten Pfeilern mit der zugehörigen, 1784 von Philipp Daniel Schmitt aus Meisenheim gebauten Orgel. An der Westwand ist vor dem ehemals bunt verglasten Doppelfenster die Kanzel angebracht. Reste dieser Verglasung befinden sich heute in der Lünette über dem Eingang.
4) Kirche von Mühlbach
Prot. Kirche (Moorstraße 13)
Mühlbach gehörte ursprünglich zur Pfarrei Theisbergstegen, bevor die Gemeinde 1956 zum näher gelegenen Altenglan umgepfarrt wurde. Ihre eigene Kirche erhielt sie schon 1933/34. Nach Plänen von Regierungsbaumeister Stahl, Landau, wurde der Bau auf dem Gelände eines kleinen Steinbruchs oberhalb des Dorfes errichtet. Unter Maurermeister Rudolf Herrmann aus Welchweiler schufen die Gemeindemitglieder das Gebäude im wesentlichen in Eigenleistung. Das bei der Herrichtung des Steinbruchs zum Bauplatz gewonnene Steinmaterial diente anschließend dem Kirchenbau. Eine lange Treppe zur Moorstraße erschließt das hochgelegene, kleine Plateau, über dessen Ostseite sich der quer über den Hang gestellte, nach Süden gewendete Baukörper aus unverputztem Bruchstein erhebt. Traditionelle Bauformen aufgreifend und örtliche Baumaterialien verwendend, steht der vierachsige Saalraum mit Rundbogenfenstern und einer Empore im Westen in der Bautradition des Heimatstils. Die dem Glantal zugewendete Giebelseite ziert ein großer Okulus, über der Südostecke erhebt sich ein kleiner Glockenturm. Die Kirche in Mühlbach ist der einzige Kirchenbau der 1930er Jahre im Kreisgebiet.
Quelle: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Bd. 16: Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Kreis Kusel. 1999. S. 40, 54, 82, 148.
Fotos: Bildarchiv Jan Fickert
Tipp: Man hat Anschluss an die Kirchen von Theisbergstegen, Gimsbach und Neunkirchen über den Großen Südlichen Rundweg (Symbol "Kirche", siehe „Wandern“). Kontaktieren Sie die Pfarrämter für Ihren Besuch.
Weitere Infos:
Protestantische Pfarrei am Potzberg (mit ihren 3 Kirchen)
Protestantische Kirchengemeinde Gimsbach
Protestantisches Pfarramt Theisbergstegen