Johann B. Moser
"Großartigste Fernsicht und ein liebliches Rundgemälde"
Erinnerungen an den Forstassessor Johann Baptist Moser
- Aussichtsturm auf dem Potzberg nach ihm benannt - Vor 75 Jahren gestorben
Der 23. Mai 1893 war für die Bevölkerung rund um den Potzberg ein besonderer Anlaß zu Freude. An diesem Tag wurde der neu errichtete steinerne Aussichtsturm erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bei den Einweihungsfeierlichkeiten gab es in der Bevölkerung keinen Zweifel, daß dieses Werk nur einem Mann zu verdanken war : dem Forstassessor Johann Baptist Moser, der gleichzeitig das Amt des Vorsitzenden des "Verschönerungsvereins Glantal" bekleidete.
Mit Eingaben an verschiedenen Behörden und der Auflegung von Sammellisten in den Distrikgemeinden Kusel und Wolfstein hatte er unermüdlich um Unterstützung geworben "zur Wiederherstellung eines seit Jahren verschwundenen Aussichtsturmes auf dem 562 Meter hohen Potzberge, welcher großartigste Fernsicht und ein in seiner Art einziges, liebliches Rundgemälde darbietet", wie er darlegte.
Von einer über 1000 Köpfe zählenden und begeisterten Menschenmenge wurde das Bauwerk ihm zu Ehre spontan auf den Namen "Moserturm" getauft.
Namensschild hält Erinnerung wach
Bei der Sprengung des Turmes im Jahre 1951 konnte das über der Eingangstür angebrachte gußeiserne Namensschild dank der Aufmerksamkeit eines Bürgers als Erinnerung für die Nachwelt sichergestellt werden.
Johann Baptist Moser ist den älteren Mitbürgern in den Potzbergdörfern als "Forstassessor Moser" noch heute ein Begriff, auch wenn das Wissen über ihn damit weitgehend erschöpft ist. In diesem Jahr, in dem der Potzbergverein auf sein 25. Jubiläum ( unter Einbeziehung seiner Vorgänger sogar auf eine 115jährige Vereinsgeschichte ) zurückblicken kann, ist es angebracht, das Leben und Wirken dieses Mannes einer kleinen Würdigung zu unterziehen.
Am 25. Juni 1855 wurde er in Salgen bei Mindelheim ( Bayern ) geboren, wo sich seine Eltern von der Landwirtschaft ernährten. Neben der Volksschule besuchte er noch das humanistische Gymnasium St. Stephan in Augsburg. Nach Ableistung der Wehrpflicht begann er ein zweijähriges Studium an der Forstschulanstalt in Aschaffenburg, dem sich eine weitere Ausbildung am Armingerinstitut in München anschloß.
Seit 1891 in Mühlbach
Sein beruflicher Einstieg in den Forstdienst begann er 1879 als königlich bayerischer Forstamtsassistent mit Einsätzen in Mindelheim, Donauwörth, Zusmarshausen und Augsburg. Als zum 1. Januar 1891 die Stelle des Forstassessors beim Forstbezirk Mühlbach am Glan neu zu besetzen war, weil der bisherige Stelleninhaber Hermann Eckl nach Beförderung ins Forstamt Erlenbrunn versetzt wurde, fiel die Wahl auf ihn.
Der Forstbezirk Mühlbach unterstand dienstlich dem Forstamt Glan-Münchweiler und hatte räumlich eine große Ausdehnung, die sich auf nicht weniger als 19 Gemeindewälder von Hachenbach bis nach Gimsbach erstreckte. Aus heutiger Sicht scheint es rätselhaft, wie in jener Zeit ohne Beförderungsmittel und andere Kommunikationseinrichtungen die Arbeit überhaupt zu bewerkstelligen war.
Johann Baptist Moser - hier in königlich bayerischer Gala-Uniform
Unterstützung fand Moser lediglich bei den Waldhütern, deren Aufgabe vorrangig darin bestand, den "Forstfrevel" zu verhindern. Das jährliche Funktionsgehalt war mit 2.280 Mark und einem Wohnungszuschuß von 180 Mark dotiert. Anno 1894 erfolgte eine Anhebung auf 2.640 Mark. Gelegentlich galt es, für einen erkrankten oder beurlaubten Kollegen dessen Aufgabe mitzuübernehmen, für die es eine Entschädigung von 2,40 Mark gab.
Da eine Dienstwohnung nicht existierte, stellte sich für Moser und seine Familie das Problem der Wohnungsbeschaffung. Neben seiner Ehefrau Ottilie, die er 1885 geehelicht hatte, brachte er die Tochter Else (4 Jahre) und den Sohn Kuno (2 Jahre alt) mit in die Pfalz. Am 4. April 1891 gesellte sich noch die Tochter Helena Berta Ottilie dazu, die in Mühlbach das Licht der Welt erblickte. Im Haus Nr. 4 wurde schließlich eine geeignete Wohnung gefunden, die aus einer Küche und fünf Stuben bestand. In einem dieser Räume richtete er sich ein Geschäftszimmer ein, für das ihm zwar keine Nutzungsentschädigung, nach mehreren Anträgen aber wenigstens ein Heizkostenzuschuß gewährt wurde.
Trotz des riesigen Arbeitspensums nahm er sich die Zeit, am Erhalt und Ausbau der Naturschönheiten im Westrich aktiv mitzuwirken. Moser übernahm bereits ein Jahr nach seinem Dienstantritt den Vorsitz des "Verschönerungsvereins Glantal", der sich als Vereinszweck die "Zugänglichmachung und Verschönerung des Potzberges und Remigiusberges und anderer bemerkenswerter Punkte des "Glantals" zur Aufgabe gemacht hat. Der Ausschuß des 1882 gegründeten Vereins bestand aus sieben gewählten Personen, die wiederum aus ihrer Mitte den Vorsitzenden wählten.
Vielfältiges Engagement
Das Engagement von Moser war mit der Errichtung des Aussichtsturmes keineswegs erschöpft. So ließ er die verwilderten Waldwege freischneiden, Bänke und Hinweisschilder aufstellen, um den Besuch des Potzberggipfels auch für Fremde aus allen Richtungen zu fördern. An einem verborgenen und romantischen Waldwinkel in der Rutsweiler Gemarkung "Wildfrauenloch" veranlaßte er die Anlage eines Springbrunnens, der aus einer nahegelegenen Quelle gespeist wurde, sowie die Herrichtung mehrerer Sitzgelegenheiten. Die Anlage, die heute noch existiert, erhielt wohl in Anlehnung an Mosers Frau die Bezeichnung "Ottilienquelle", wie auch der "Schützenbrunnen" im Neunkircher Wald auf seine Initiative zurückgeht.
Nach über fünf Jahren Aufenthalt in Mühlbach nahte das Ende der Assessorenzeit. Schon frühzeitig hatte Moser für eine künftige Verwendung als Forstamtsvorstand den Wunsch geäußert, in ein "bayerisches und rechtrheinisches Gebiet" versetzt zu werden. Mit der Versetzung ans Forstamt nach St. Martin bei Berchtesgarden ( unter gleichzeitiger Beförderung zum Forstmeister ) wurde 1896 seinen Vorstellungen allerdings nur teilweise Rechnung getragen.
Bedauern über Weggang
Der Weggang von Moser rief in der Westpfalz allgemeines Bedauern hervor. Seine Leistungen, aber auch seine persönliche Ausstrahlung hatten ihn überall beliebt gemacht. In Anbetracht seiner Verdienste um den Glan-Verein wurde ihm 1897 die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Seine Dienstgeschäfte übernahm der Forstamtsassessor Karl Weinkauff, ehe nach mehrmaligen Wechsel der Forstbezirk Mühlbach 1911 aufgelöst wurde. An Mosers Popularität konnte keiner seiner Nachfolger anknüpfen. Sieben Jahre dauerte der Einsatz im Saalachtal, ehe er 1913 zur Forstdirektion nach München kam. Hier sollte er, abgesehen von einigen besonderen Aufgaben im Garmischer Wald und am Walchensee, verbleiben. Dank seiner außergewöhnlichen Befähigung und Leistungsbereitschaft erreichte er den Dienstgrad eines Oberregierungsrates. Nur acht Tage vor seiner Pensionierung, am 22. September 1922, starb er im Alter von 67 Jahren an den Folgen eines Gehirnschlages. Josef Baptist Moser war stets ein freundlicher, aber sehr korrekter und pflichtbewußter Mensch.
Quelle: Die RHEINPFALZ (Westricher Rundschau), 14. März 1997, Verfasser: Karl Emrich