Die Feste auf dem Potzberg


Das Landratsamt bürgt für die Beschaffung der Getränke


Vor 50 Jahren : Wiederbelebung des traditionellen Potzbergfestes - Landrat Simon hofft vergeblich auf Einnahmen zugunsten eines neuen Krankenhauses

Dem damaligen Kuseler Landrat Erwin Simon gebührt das Verdienst, nach Ende des Zweiten Weltkrieges die Tradition der Potzbergfeste wieder aufgenommen zu haben. Die jährlich einmal stattfindende Veranstaltung läßt sich indes bis in die zweite Hälfte des vergangenen Jahrhunderts zurückverfolgen.


Seine Beliebtheit resultierte aus der wunderschönen Aussicht, die sich auch heute noch vom Turm bei klarem Wetter weithin ins Land bietet und die Mühen des Aufstiegs vergessen läßt. Dieser Trumpf, so glaubte man stets, sei besonders geeignet, den Westrich hinsichtlich des Fremdenverkehrs aus dem Abseits herauszuholen und ins rechte Licht zu rücken.


Ein Festausschuß mit 23 Mitgliedern


So ließ sich auch Landrat Simon von der hehren Absicht leiten, das Fest als kulturelles Ereignis wieder aufleben zu lassen und den Gewinn für den Bau eines neuen Krankenhauses zu verwenden.
Mit der Einberufung eines Festausschusses, der nicht weniger als 23 Personen umfaßte, begannen die umfangreichen Vorbereitungen. Als Termin wurde der 15. August 1948 unter dem Motto "Rund um den Potzberg" ins Auge gefaßt. Die Organisation und Durchführung lag dabei ausschließlich in den Händen des Kuseler Landratsamtes.
Als Vorleistung hatte der Kreis die alte Schutzhütte von der Gemeinde Föckelberg übernommen, die noch während des Krieges als Wetterstation diente. Mit der Herrichtung als Gaststätte und dem Anbau einer Freilichtbühne wurden erst einmal die gastronomischen Voraussetzungen geschaffen.
Das Programm enthielt neben der Eröffnungsansprache des Landrates einen Vortrag von Oberlehrer Albert Zink unter dem Thema "Der Potzberg im Bild unserer Landschaft". Liedvorträge und sonstige Einlagen sollten das Ganze zusätzlich auflockern.
Hierzu gesellte sich eine 13köpfige Blaskapelle, die sich teilweise aus Mitarbeitern des Landratsamtes zusammensetzte. Das vereinbarte Honorar von 390 Mark (!) verpflichtete sie, von 13 Uhr bis nachts 2 Uhr zu musizieren.
Für das leibliche Wohl der Besucher wurde ein Gastwirt aus Föckelberg verpflichtet. Durch die erst wenige Wochen zuvor erfolgte Währungsreform ( 20. Juni 1948 ) sah sich dieser aber außerstande, größere Mengen an Getränken einzukaufen, da es ihm an finanziellen Mitteln fehle. Das Problem wurde gelöst, indem sich das Landratsamt für die Begleichung der Ware verbürgte.


Sonderbusse aus dem gesamten Landkreis


Um der Bevölkerung aus nah und fern den Besuch zu erleichtern, wurden Sonderbusse von Lauterecken, Waldmohr, Kusel und Wolfstein eingesetzt. Den wenigen privaten Auto- und Motorradbesitzern, die es damals gab, wurde durch die französische Militärregierung die Genehmigung erteilt, ihr Vehikel ausschließlich zur Fahrt auf den Potzberg benutzen zu dürfen.

Um einen möglichst großen gewinn für den guten Zweck zu erzielen, beschloß man, 50 Pfennig Eintrittsgeld von allen Besuchern ( einschließlich der aktiv Mitwirkenden ) zu erheben. Nicht zahlungswilligen Besuchern sollte der Zugang durch eine Umzäunung verwehrt werden.


Einladungs-Rundschreiben an alle Schullehrer
 

Alle organisatorischen Probleme schienen damit gelöst. Jetzt galt es nur noch, die Bevölkerung recht zahlreich zum Besuch zu animieren. Neben den vielen Plakataushängen sah sich das Kreisschulamt gefordert. In einem Rundschreiben an alle Schulen forderte es die Lehrerschaft auf, alles zu tun, was zur Unterstützung des guten Werkes betrug.  

            

Mit diesem Plakat wurde 1948 um Zuspruch für das Potzbergfest geworben.

 
 


Und weiter hieß es in dem amtlichen Rundschreiben: "Sie allein sind in der Lage, jung und alt zu begeistern und über die Bedeutung des Unternehmens Aufschluß zu geben. Hier ist uns Gelegenheit geboten, unser soziales Denken und Handeln unter Beweis zu stellen."
Wie oft im Leben, war das ganze Vorhaben von "Pleiten, Pech und Pannen" begleitet. Es begann damit, daß am 10. August, also fünf Tage vor dem Fest, im Landkreis die Maul- und Klauenseuche ausbrach. Aus veterinärärztlichen Gründen sah man sich gezwungen, das Fest zunächst einmal abzusagen und als neuen Termin den 12. September festzulegen.

Kalendermäßig ohnehin schon etwas spät für den 562 Meter hoch gelegenen Gipfel, regnete es an diesem Tag auch noch vormittags.
Dennoch ließen es sich am Nachmittag über 2000 Besucher nicht nehmen, den Darbietungen beizuwohnen. Ab 16 Uhr spielte die Kapelle zum Tanz auf, dessen Ende sich bis in die späte Nacht hinzog. Dabei hatte der Wirt offensichtlich die Zahl der Besucher - wie auch ihrern Durst - unterschätzt. Denn vielen Gästen gelang es nicht, in den Genuß eines Getränkes zu kommen.

Gewaltigen Ärger gab es schon vor der Eröffnung, weil zwei Vereine sich weigerten aufzutreten, wenn sie ihren Obulus entrichten müßten. Zähneknirschend gab der Landrat nach, was wiederum den heftigen Protest eines Bürgermeisters einer Potzberggemeinde hervorrief.
Das finanzielle Ergebnis war alles andere als befriedigend, denn nach Abzug aller Ausgaben verblieb gerade noch ein Gewinn von 953,50 Mark.
Dennoch ließ es sich der Landrat nicht nehmen, auch im darauffolgenden Jahr wieder ein Potzbergfest anzusetzen, das am 26. Mai ( Christi Himmelfahrt ) stattfinden sollte.


Pannen auch beim zweiten Anlauf


Neben dem üblichen Programm mit Tanz- und Gesangseinlagen sowie Kinderbelustigungen plante man diesmal als besondere Attraktion ein Fußballturnier mit sechs Mannschaften. Dem Sieger winkte als Preis eine holzgeschnitzte Erinnerungsplakette und ein historischer Bierhumpen, der von einem älteren Bürger aus Kusel eigens gestiftet worden war.
Doch wieder lief einiges schief. Schlechtes Wetter war diesmal der Grund für die kurzfristige Absage, wobei man die Bevölkerung über den Rundfunk informierte. Neuer Termin war der 17. Juli 1949. Auf dem Festplatz wehte erstmals die neue Landesflagge von Rheinland-Pfalz.

Die Darbietungen einer Kinderschar und mehrerer Gesangvereine wurden auch diesmal mit viel Beifall bedacht. Das Fußballturnier gewann Rammelsbach im Endspiel gegen Föckelberg mit 2:0 Toren.
Die Siegerehrung verzögerte sich jedoch, weil Föckelberg als Zweiter vergeblich den Bierhumpen für sich reklamierte.


Stacheldrahtzaun gegen Eintrittsgeld-Muffel


Wie im Vorjahr war der Wirt wieder Zielscheibe der Kritik, weil er neben dem Hausmacherbrot nichts "Fleischiges" anzubieten hatte. Dafür gab es aber Kaffee und Kuchen. Hinzu kamen noch zwölf Verkaufsstände, die sich um die Gunst der zahlreichen Festgäste bemühten.
Der Erlös war zwar mit 1.287,40 Mark etwas besser als im Vorjahr. Befriedigen konnte er aber auch diesmal in keinster Weise, zumal es wieder etlichen Besuchern gelang, ohne Bezahlung auf den Festplatz zu kommen. Um dies künftig zu unterbinden, zog man ernsthaft einen Stacheldrahtverhau in Betracht.
Das hoffnungslose Unterfangen, den Krankenhausbau zumindest teilweise über diese Geldquelle zu finanzieren, hielt den Landrat wohl davon ab, weiterhin als Organisator des Potzbergfestes zu fungieren. So übernahm ab 1950 der neu gegründete Fremdenverkehrsverein Potzberg die Regie.
Nach etwa zehn Jahren dann verschwand der Verein still in der Versenkung. Außer dem etwas heruntergekommenen Turm deutet heute nur noch wenig darauf hin, welch glanzvollen Feste hier einst gefeiert wurden.
 

Quelle: Die RHEINPFALZ (Westricher Rundschau), 22. Oktober 1998, Verfasser: Karl Emrich
 
 

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