DIE FRÜHZEIT [in Gimsbach]
Naturdenkmal "Wacholderberg" am Heidenhübel
Schon in römischer Zeit war offenbar die Gimsbacher Gemarkung besiedelt. So schreibt Lehrer Mürriger 1923 in den Heimatblättern des Remigiuslandes: ,,[Am] Glan bei dem Dorfe Gimsbach liegt auf den Vorderhöhen des Potzberges eine Gewanne, die den bezeichnenden Namen 'Heidenhübel' trägt, im Volksmunde aber ‚das alt Schloß‘ heißt. Hier haben wir den Lagerplatz des Römerkastells vor uns, das in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts erbaut wurde. Vor 160 Jahren wurden seine gewaltigen Grundmauern freigelegt. Für die genannte Zeitangabe der Erbauung des Kastells spricht auch der Münzenfund in der Begräbnisstätte der 8. Legion. Die Münzen trugen als Bild das finster blickende, vollbärtige Antlitz des ‚Tyrannen‘ Tetricus [270 - 275 n. Chr.]… Die anderen Münzen trugen das Bild Constantins… [Es] ist ungewiß, ob es Constantin der Große (324 - 337 n. Chr.) oder dessen Sohn Constantin II. war. Jedenfalls beweisen aber diese Funde, daß um diese Zeit das Kastell noch bestanden haben muß. In den Stürmen der Völkerwanderung fand es dann seinen Untergang.“ Die Deutung des römischen Fundplatzes als Kastell dürfte nach heutigem Erkenntnisstand wohl nicht zutreffen, eher haben wir hier mit einer einfachen villa rustica zu rechnen. Weitaus phantasievoller ist dann aber Mürrigers Deutung eines weiter zum Dorf hin gelegenen Flurnamens „Schöpp“: „Dunkel hatte sich im Volke die Kunde erhalten, daß am Nordende des Dorfes Gimsbach einst eine Totenstätte war Und als die Feldflur eingeteilt und benannt wurde, gaben sie dieser Gewanne einen dieser dunklen Ahnung Ausdruck gebenden Namen. Auf dem Gemarkungsplan heißt die Gewanne ‚Schöpp‘: ein sinnloses Wort. Das Volk nennt den Ort ‚Schäb‘ und ist dies die mundartliche Form für Schaub. Dieses ‚Schaub‘, mittelhochdeutsch schoup, bedeutet Strohbund.
Wenn ein Mensch gestorben war, wurde er in früherer Zeit ..., vom Sterbebett herabgenommen und auf ein schmales Brettergerüst, auf das ein Strohbund mit einem weißen Laken darüber gelegt war, gebettet. (Ich hatte noch Gelegenheit, diesen Brauch in der Pirmasenser Gegend zu beobachten). Der Verstorbene liegt ‚auf dem Schäb‘, sagte das Volk und ... die Bedeutung 'Strohbund' ging also über in ‚Totenlager‘. Und der Name Schäb in der übertragenen Form ‚Totenstätte‘ ist es, welcher der Gewanne von den Einwohnern des alten [Gimsbach] gegeben wurde, weil sich bei ihnen die Überlieferung erhalten hatte, daß hier römische Legionäre nach ihrem Tode bestattet wurden, ein Name, der dann vor hundert Jahren von den Vermessungsbeamten, da ihnen Sitte, Brauch und Sprache unserer Altvordern unbekannt waren, in ‚Schöpp‘ verschandelt wurde“. Diese phantasievolle Darstellung Mürrigers läßt sich nicht aufrechterhalten; dennoch muß zugegeben werden, daß der Flurname Schöpp nicht zu deuten ist, weil genügend alte Formen fehlen.
Von den römischen Funden am Heidenhübel berichtet jedenfalls schon 1788 der kurpfälzer Historiker Goswin Widder. Auch er spricht von einem alten Kastell am Hange des Potzberges und erwähnt, daß 1765 auf dem Feld ein unterirdisches Gebäude von 16 Schuh Länge, 12 Schuh Breite und 7 Schuh Höhe entdeckt worden sei, worin man verschiedene römische Überbleibsel gefunden habe. Diese römische villa rustica wurde dann von den Gimsbacher Bauersleuten, die wenig von den Römern wußten für ein altes Schloß gehalten und so entstand der noch heute gebräuchliche Name „im aIde Schloß“. Hauptleher Gortner, der 1923/26 im Schultagebuch auch einen Beitrag zur Geschichte von Gimsbach niederschrieb, erwähnt ebenfalls noch das römische Kastell am Südwestvorsprung des Potzberges und betont, daß man von hier aus eine weite Aussicht nach drei Seiten hatte und so das Tal beherrschen konnte. Die Namen „Altes Schloß“ und „Heidenhübel“ nennt er ebenfalls als Indizien für einen burgähnlichen Bau an diesem Ort; ferner erwähnt er einen Grabfund, den er einem römischen Soldaten der 22. Legion zuschreibt. Woher er diese Kenntnis hat. wird nicht deutlich. Auch vom „Schöpp“, der letzten Bodenwelle gegen das Tal des Glans zu, auf der Kirche und Schulhaus stehen, weiß er Interessantes zu berichten.
Bei Feldarbeiten stoße man dort öfters auf gehauene Steine, auch habe daselbst Ludwig Künstler einen Schleifstein gefunden, der vermutlich römischen Ursprungs war. Fehr. der 1972 eine fundierte Abhandlung über die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung des Kreises Kaiserslautern vorlegte, erwähnt auch Gimsbach und nimmt für die Flur „Auf dem Schöpp“ eine villa rustica an (behauene Steine, Hohlziegel und ein Schleifstein werden erwähnt). Außerdem erwähnt er das „Alte Schloß“ mit "Münzen des Tyrannen Tetrici und des Kaisers Konstantinian, dann Begräbnistafeln der 8. Legion, beinerne Nadeln und andere Seltenheiten des Altertums" allerdings seien diese Funde sämtlich verschollen. Da diese Fundangaben ursprünglich von dem Salm-kyrburgischen Archivar Georg Friedrich Schott stammen, der für seine zahlreichen Fälschungen bekannt ist, wäre es aber durchaus denkbar, daß hier überhaupt keine derartigen Funde gemacht wurden. Der Name „Altes Schloß“ könnte hier durchaus auf die markanten Felsformationen des Potzberg-Konglomerats zurückgehen, das hier ansteht und im Volksmund leicht mit einer Burg, bzw. einem Schloß zusammengebracht werden konnte, ohne daß hier jemals ein solches stand.
Mächtige Buche aus drei verwachsenen Bäumen am Wacholderberg (Gewanne Heidenhübel)
Noch heute wissen die Alten von „Hünengräbern“ am Potzberg. in der Waldabteilung „Im verlorenen Eck“ zu berichten. Fehr schreibt von etwa 45 Hügeln unterschiedlicher Größe in diesem Bereich, einige eingetrichtert. einer ausgegraben, aber ohne Funde, mit Sandsteinaufschüttung. Und zehn ähnliche Hügel fänden sich auch in der Flur „Heidenhübel“. Fehr gibt aber selbst zu bedenken, daß in der Gemarkung zu verschiedenen Zeiten Erze bergmännisch abgebaut wurden und daß der daher stammende Abraum oft verschliffene Grabhügel vortäuschen könne. Für die Flur „Heidenhübel“ ist der Abbau von Quecksilbererzen im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts belegt, Auch könnte der Name „Heidenhübel“ durchaus auf den noch heute auffälligen heideartigen Charakter dieses Waldstücks zurückzuführen sein.
Kiefer mit erheblichen Trockenschäden am Heidenhübel
Quelle: Festschrift zur 675-Jahrfeier des Dorfes Gimsbach und 250 Jahre Kirche „Zwischen Glan und Potzberg“ im Jahr 1997, S. 4-6, Verfasser: Dieter Zenglein