Die Ottilienquelle

 

Die Ottilienquelle ist ein beliebter Anziehungspunkt im Potzberg und liegt in der Gewanne „Wildfrauenloch“ auf der Gemarkung des 1303 erstmals erwähnten Dorfes Rutsweiler am Glan. Die Anlage nahe einem Sandsteinfelsen existiert bereits seit mehr als 150 Jahren. Sie befindet sich unterhalb des 470 Meter hohen Schwarzenkopfes, wo die Gemarkungen der Dörfer Rutsweiler, Föckelberg und Mühlbach aufeinander treffen.

 

Quelle & Schutzhütte

Bereits um 1860 ließ der pensionierte Lehrer Georg Dürr hier eine kleine Hütte errichten, die seinen Namen getragen haben soll. 1894 war es dann Forstamtsassessor Johann Baptist Moser (1855-1922), der Erbauer des Moserturmes (1893-1951) auf dem Potzberggipfel, der eine Stollenquelle am Steilhang fasste. Am 10. Mai wird darüber in der Presse berichtet: „Auf Anregung des Verschönerungsvereins Potzberg legte die Gemeinde Rutsweiler einen neuen bequemen Weg zum Potzberg an. An einer seiner schönsten Plätze, dem sogenannten Wildfrauenloch, ließ Herr Moser Tische und Bänke aufstellen und eine Brunnenanlage anlegen, die Ottilienbrunnen genannt wird. Die gesamte Anlage soll Försterruh heißen. Ihre Einweihung erfolgt am 2. Pfingstfeiertag des Jahres 1894.“
Nach mündlicher Überlieferung stand die erste hölzerne Hütte weiter oben am Hang auf der Abraumhalde einer alten Zinnobererzgrube. Das Wasser der Stollenquelle wurde nach unten in einen ringförmig angelegten Steinwall geleitet, von wo aus es aus einer Düse fontänenartig bis zu sieben Metern in die Höhe schoss. Der Brunnen heißt „Ottilienquelle“, wohl in Anlehnung an den Vornamen der Ehefrau und einer Tochter von Moser. Der weitere Bereich um die Anlage ist heute auch als „Jägersruh“ in den Karten verzeichnet.
Die nach ein paar Jahren verfallene Anlage mit dem Springbrunnen wurde um 1902 vom örtlichen Verschönerungsverein wieder hergestellt und durch eine Umzäunung vor Zerstörung geschützt. Nach dem Ersten Weltkrieg nahm sich der Gesangverein Rutsweiler der Anlage an und errichtete eine neue Schutzhütte, die mit einem Fest und Ball am 24. Juni 1928 eingeweiht wurde. Der Kuseler Anzeiger nannte den Platz einmal „eine echte Waldidylle, welche sich vor allem zur Abhaltung von kleineren Festen eignet, wo unter dem Schatten der Bäume schon manches Glas geleert wurde“. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurde die Hütte in den Sommermonaten an Sonn- und Feiertagen bewirtschaftet, wobei Speisen und Getränke mit dem Kuhfuhrwerk hergebracht wurden. Wenige Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner in die Westpfalz im März 1945 hatten sich mehrere italienische Kriegsgefangene in der Hütte einquartiert, da sich niemand mehr für sie verantwortlich fühlte. Infolge Baufälligkeit sah sich die Gemeinde gezwungen, die Hütte Mitte der 1950er Jahre abzureißen.

 

Historische Aufnahme des Springbrunnens (Archiv J. Fickert)

 

Historische Aufnahme der ehemaligen Schutzhütte oben auf der Abraumhalde (Archiv K. Emrich)

 

Heutige Anlage

Im Jahr 1976 konnte mit Förderung der Gemeinde und der großzügigen Spenden- und Arbeitsbereitschaft heimatverbundener Bürger die heutige Schutzhütte unten neben dem Springbrunnen gebaut werden. Am 12. Juni 1977 wurde sie eingeweiht. Gerne erinnert man sich noch heute an die schönen Feste aus jener Zeit, als Ende der 1970er Jahre hier sogar mehrmals die niederländische Blaskapelle „Petatte Nelke“ von Tegelen für gute Stimmung sorgte. Der Förderverein Ottilienquelle e.V. aus Rutsweiler hält heute die von Wanderern gerne frequentierte Anlage instand und bewirtschaftet sie von Mai bis Oktober an Sonn- und Feiertagen. Die Hütte kann von Interessenten auch gemietet werden.

 

Philippsgrube

Oberhalb der heutigen Schutzhütte stand einst die alte Hütte auf der Abraumhalde einer ehemaligen Zinnobererzgrube. Ein Mundloch zeugt noch heute davon. Im Jahr 1985 war der noch erhaltene Stollen 57 Meter begehbar. An einer Störungsstelle dringt Wasser in den Stollen ein, das über ein Rohr zur Hütte gelangt und als Brauchwasser genutzt wird.
Die Ottilienquelle liegt im Bereich des einstigen Grubenfeldes Philipps-grube, das erstmals 1778 als „Wildfraulocher Schurf“ in den Quellen auftaucht. In jenem Jahr, als am Potzberg ein regelrechtes Bergbaufieber herrschte, kam es zu Streitigkeiten zwischen Nicolaus Hammel aus Steinwenden und Philipp Schild aus Föckelberg wegen der Schürfrechte am Wildfrauenloch. Hammel, der die Mutung als „Philippsgrube“ erhalten hatte, zog sich schließlich zurück und übergab sie Schild und seinen mehrheitlich Pirmasenser Anteilseignern („Gewerken“), die schon die westlich angrenzende Dorotheagrube („Schwarzenkopfer Schurfwerk“) besaßen. Beide ursprünglich 100 x 200 Lachter (ca. 200 x 400 m) großen Grubenfelder wurden dann um jeweils ½ Maaß (ca. 498 x 160 m) erweitert. Die Philippsgrube, die wie die Dorotheagrube kein Quecksilber abwarf und stets mit Verlust betrieben wurde, bestand aus einem „tiefen Stollen“, einem „oberen Stollen“ (97 Lachter, ca. 194 m), und seit 1783 einem etwas höher liegenden „neuen Stollen“ (95 Lachter, ca. 190 m). Ende 1787 wurde die Grube wegen Wettermangels, starker Wasserführung und dem ausbleibenden Erfolg schließlich aufgegeben.
Für die Jahre 1780-1787 liefern uns erhaltene Bergrechnungen und Grubenberichte des Reichenbacher Gerichtsschreibers Hegemann einige Details. 2-3 Bergarbeiter waren hier dauerhaft beschäftigt. Die Ausstattung betrug z.B. im 2. Quartal des Jahres 1783: 10 Bergeisen, 3 Bohrer,
3 Keilhauen, 2 Fäustel und jeweils 1 Schießzeiger, Schippe, Laufkarren, Laufsichel, Kratzer, Axt und Beil. Für die benachbarte Dorotheagrube wurde 1790 von Jacob Winter aus Föckelberg eine neue Mutung beantragt.

 

Steinkohlenbohrung

Nur einige Meter von der Ottilienquelle entfernt, in der nördlichen Vergabelung des Lochwiesgrabens, befindet sich ein Bohrloch mit einer Hinweistafel. Es handelt sich um die Stelle, an der im Jahr 1892 ein rheinisches Konsortium in den oberkarbonischen Potzbergschichten nach Steinkohle suchte. Die Tiefbohrung wurde mangels Erfolgs in einer Tiefe von 320 Metern eingestellt. Die Bohrstelle ist eine von vier Stellen im Potzberg, an denen man vergeblich nach dem „schwarzen Gold“ suchte.

Im Jahr 2015 wurden an der Ottilienquelle die ersten tierischen Fossilien vom Potzberg – Grabspuren von Würmern oder Käferlarven aus dem Oberkarbon (ca. 305 Mio. Jahre alt) – gefunden.

 

Text: Jan Fickert, 2016

 

Die heutige Schutzhütte (Fotos: J. Fickert)

 

Öffnungszeiten & Buchungsanfragen der Schutzhütte siehe hier.

 
 

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